»Sie ist in Betrieben allgegenwärtig und erwiesenermaßen einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren. Obwohl sich ein gewaltiger »Blumenstrauß« – wie die Optimierung von Prozessen, Potenziale zur Kostensenkung und dem Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit – bietet, scheitern allerdings viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Umsetzung. Die Rede ist natürlich von der Digitalisierung.
Deutschland hinkt bei der Digitalisierung weiterhin stark hinterher und nutzt die sich daraus ergebenden Potenziale nicht ausreichend. Dies hat eine von McKinsey & Company aufbereitete Studie für den Digital Summit der Europäischen Kommission bereits im Jahr 2017 betont. Seitdem hat sich daran leider nicht fundamental etwas verändert. Dieser Beitrag stellt daher einige praxisbewährte Ansätze vor, wie Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen erfolgreich sowie zielgerichtet umgesetzt werden kann.
Die wichtigsten Erkenntnisse
Die wichtigsten Erkenntnisse

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- Strategie und Technologie: Vor dem Start eines Digitalisierungsprojekts ist eine gründliche Analyse aktueller Prozesse und Systeme sowie die Auswahl der passenden Technologien ausschlaggebend. Nur in Kombination mit der Wettbewerbsstrategie des Unternehmens entsteht daraus eine nachhaltig wirksame Digitalisierungsstrategie.
- Mitarbeitende und Schulung: Umfassend geschulte Mitarbeitende sind maßgeblich für die erfolgreiche Implementierung digitaler Technologien. Es ist zudem von großer Bedeutung, die eigenen Mitarbeitenden aktiv in die Umsetzung einzubinden. Dies fördert Verständnis und Akzeptanz neuer Technologien.
- Kontinuierliche Verbesserung: Digitalisierung erfordert regelmäßige Überprüfung und Anpassung. Unternehmen sollten daher kontinuierlich ihre digitalen Systeme und Prozesse evaluieren und Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren. Kundschaftszentrierung, Design Thinking und Fokus-Gruppen sind in dieser Hinsicht wertvolle Ansätze.
Quelle:

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1,9 %
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Digitalisierungsindex in Deutschland im Jahr 2023 um 1,9 % gesunken.
Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft
1. Analyse und Planung
1. Analyse und Planung

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Vor dem Beginn jeglichen Digitalisierungsvorhabens ist eine gründliche Analyse der momentanen Prozesse und Systeme unerlässlich. Es gilt, Bereiche zu identifizieren, die von digitalen Lösungen profitieren werden. Darauf baut wiederum ein detaillierter Plan auf, welcher die Ziele, Ressourcen sowie den Zeitrahmen für die Umsetzung festlegt.
Laut einer Studie von Lindner und Leyh (2022) ist diese systematische Planung der erste Schritt, um die Komplexität der Digitalisierung zu bewältigen. Relevante Fragen dafür sind:
- Welche Prozesse sind zeitaufwändig oder fehleranfällig und profitieren von digitalen Lösungen?
- Welche Ziele sollen durch eine Digitalisierung erreicht werden (beispielweise Kostensenkung, Kundschaftsbindung, Flexibilisierung)?
- Welcher Zeitrahmen und welche Ressourcen stehen zur Verfügung?
Leider verfolgen jedoch 38 % der mittelständischen deutschen Unternehmen mit ihren Digitalisierungsaktivitäten keine wettbewerbsstrategischen Ziele (KfW Bankengruppe, 2022). Hier besteht auf erheblicher Nachholbedarf.
Quelle:
2. Die richtige Technologie
2. Die richtige Technologie

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Die Auswahl der passenden Technologie ist mitentscheidend für den Erfolg einer Digitalisierungsstrategie. Aktuelle Bedürfnisse als auch künftige Anforderungen sind dabei zu berücksichtigen. Investitionen in moderne IT-Infrastrukturen können die Effizienz und Flexibilität von KMU erheblich steigern. Beispiele dafür sind:
- Cloud-basierte Lösungen, die skalierbar sind und flexible Arbeitsweisen ermöglichen,
- ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning), welche die gesamte Unternehmenssteuerung integrieren, und
- CRM-Systeme (Customer Relationship Management) zur Optimierung der Kundenbindung.
Zusätzlich zu diesen Anwendungen können zusätzlich auch Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge (IoT) erhebliche Vorteile bieten. KI beispielsweise kann zur Automatisierung von Routineaufgaben und zur Datenanalyse eingesetzt werden, während IoT-Geräte die Vernetzung und Überwachung von Maschinen und Prozessen ermöglichen.
Quelle:

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30 %
Amerikanische Unternehmen werden im Jahr 2030 ihre heutige Produktivität um 30 % gesteigert haben.
Quelle: McKinsey & Company
3. Schulung und Einbindung
3. Schulung und Einbindung

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Die eigenen Mitarbeitenden sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Digitalisierungsprozesses. Studien (siehe Ulrich, Becker, & Fibitz, 2023) belegen, dass adäquat geschulte Mitarbeitende die Implementierung digitaler Technologien wesentlich erfolgreicher gestalten.
Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (2024) hat in diesem Zusammenhang ergeben, dass aktuell 60 % der KMU Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal für die Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategien zu finden. Es ist daher essenziell, die eigenen Mitarbeitenden umfassend zu schulen und aktiv in die Umsetzung einzubinden. Dies fördert nicht nur das Verständnis und die Akzeptanz neuer Technologien, sondern auch die Motivation und das Engagement der Belegschaft.
Rund 70 % der deutschen Unternehmen planen daher, in den nächsten fünf Jahren in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden im Bereich KI zu investieren (McKinsey & Company, 2024). Interne Schulungsprogramme, externe Weiterbildungsangebote oder Kooperationen mit Bildungseinrichtungen sind dabei angemessene Mittel. Dieser Schritt ist entscheidend, um die neuen Technologien effektiv nutzen zu können und die eigene Wettbewerbsfähigkeit sowie den Unternehmenserfolg nachhaltig zu sichern.
Quelle:
4. Prozesse automatisieren
4. Prozesse automatisieren

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Automatisierung hilft, wiederkehrende Aufgaben zu reduzieren und somit die Effizienz zu steigern. Es gilt, Prozesse zu identifizieren, welche automatisiert werden können. Dazu gehören beispielsweise eine große Bandbreite kaufmännischer Prozesse. Der Einsatz von KI stellt in diesem Kontext ebenfalls ein erhebliches Potenzial dar.
Laut einer McKinsey-Studie (2023) für den US-amerikanischen Markt werden Unternehmen im Jahr 2030 durch die Automatisierung von Prozessen ihre heutige Produktivität um bis zu 30 % gesteigert haben. Diese Vorhersage wurde von der weltweit tätigen Unternehmens- und Strategieberatung im Rahmen einer weitere Studie (2024) auch für den deutschen Markt ausgeweitet.
Um dies zu bewerkstelligen, wird der Einsatz von generativer KI von entscheidender Bedeutung sein. Grundvoraussetzung dafür ist wiederum eine erfolgte Digitalisierung der relevanten Arbeitsabläufe und die Nutzung aktueller Systemlandschaften sowie Technologien.
Quelle:

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20 %
Nur ein Fünftel der mittelständischen deutschen Unternehmen verfügt über eine Digitalisierungsstrategie.
Quelle: KfW Bankengruppe
5. Datensicherheit gewährleisten
5. Datensicherheit gewährleisten

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Mit der Digitalisierung geht auch eine erhöhte Verantwortung für den Schutz sensibler Daten einher. Daher ist die Implementierung von robusten Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Unternehmensdaten vor Cyberangriffen als zwingend zu betrachten. Zusätzlich ist außerdem sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden ausreichend zum Thema Datensicherheit geschult sind.
Eine Untersuchung der European SME Survey (2023) zeigt, dass Datensicherheit ein zentrales Anliegen für KMU ist und zudem maßgeblich zur Vertrauensbildung aufseiten der Kundschaft beiträgt. Hilfreich dabei sind unter anderem:
- Durchführung regelmäßiger Sicherheitsaudits,
- Verschlüsselung sensibler Daten und
- Multi-Faktor-Authentifizierungen (MFA).
Quelle:
6. Kontinuierliche Verbesserung
6. Kontinuierliche Verbesserung

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Die Digitalisierung ist ein stetig fortlaufender Prozess, welcher entscheidend für die langfristige wettbewerbsfähig ist. Daher ist es ratsam, regelmäßig die Leistung der digitalen Systeme, der eingeführten Prozesse sowie die Qualifikationen der Mitarbeitenden auf den Prüfstand zu stellen.
Dabei sollte das Augenmerk immer auch darauf gerichtet sein, Möglichkeiten zur Verbesserung zu identifizieren. Unternehmen, welche kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) implementieren, können ihre Effizienz um bis zu 37 % steigern (Gehm, 2022). Ein zentraler Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung im digitalen Zeitalter ist dabei die Kundschaftszentrierung.
Feedback von Mitarbeitenden sowie aus der Kundschaft liefert dabei wertvolle Einblicke, auf denen sich aufbauen lässt. Digitale Tools und Plattformen ermöglichen es, Feedback in Echtzeit zu sammeln und auszuwerten, was die zielgerichtete Anpassung und Verbesserung von Produkten sowie Dienstleistungen erleichtert.
Quelle:

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55 %
der 4.144 befragten Unternehmen sehen Komplexität als entscheidende Herausforderung der Digitalisierung.
Quelle: Deutsche Industrie- und Handelskammer
Fazit
Fazit

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Die Digitalisierung bietet KMU zahlreiche Chancen, ihre interne Effizienz sowie Produktivität zu steigern und somit wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit den richtigen methodischen Ansätzen, den passenden Technologien und der ganzheitlichen Einbindung der eigenen Mitarbeitenden können die Vorteile der Digitalisierung Schritt für Schritt voll ausschöpft werden.
Wissenschaftliche Studien und praktische Erfahrungen zeigen in diesem Zusammenhang, dass eine systematische und gut durchdachte Herangehensweise hierbei der Schlüssel zum Erfolg ist. Fachliche sowie strategische Starthilfe können dabei erfahrene Unternehmens- oder Digitalisierungsberatungen geben. Sie helfen, die initiale Komplexität der jeweiligen Vorhaben aufzubrechen und methodisch angemessen zu bewältigen.
Ebenso gibt es nach wie vor Förderprogramme, derer sich bedient werden kann. Hier ist zum Beispiel das Programm »go-digital« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erwähnenswert. Dieses bietet bis Ende des Jahres 2024 noch Förderungen von bis zu 50 % der in Anspruch genommenen Beratungsleistung. Auch die Bundesländer selbst verfügen über interessante Förderprogramme, die genutzt werden können.
Quelle: